Bau eines Infanterieschildes

Herstellung eines Infanterieschildes, Reiterschildes, Rundschildes oder Bucklers

Wir übernehmen keine Garantie für die Richtigkeit der hier vorgestellten Anleitung. Diese Anleitung ist nach bestem Wissen und Gewissen zusammengestellt. Bitte beachten Sie, daß hier auch Tips genannt werden, die bei unsachgemäßer Handhabung zu schweren Verletzungen führen können! Wir übernehmen keine Haftung weder für die Richtigkeit hier genannten Techniken noch für den Erfolg der Anleitung. Ebenso übernehmen wir keine Haftung bei Verletzungen.

Benötigte Werkzeuge und Rohstoffe

  • Leinenstoff
  • 750ml Büchse Holzkaltleim
  • 1mm Zahnspachtel
  • Cutter
  • Cutterklinge
  • 750ml Dose weißer Farbe
  • Verdünnung
  • 3,5mm Bohrer
  • Streichmaß
  • 2,5kg Fäustel
  • 250g oder 500g Hammer
  • Kraftkleber
  • Ahlen, Borsten
  • gewachster Leinenzwirn
  • Spitzer Nagel, Sternchenzwirn und Nadeln
  • oder Ahle, Schustergarn und Borsten
  • Lochpfeife oder Lochzange

Bespannen des Rohlings mit Leinen

Der Schild kann auch der Vorder- und Rückseite mit Leinen bespannt werden. Das Leinen ist nicht Bestandteil unserer Bausätze, da Leinen oder auch Segeltuch aus Leinen oder Baumwolle in unterschiedlichen Qualitäten vom Einzelhandel oder Stoffversand angeboten werden. Zudem existieren auch oftmals Restbestände im eigenen Haushalt.

Das Leinen kann auf Vorder- und Rückseite in mehreren Lagen aufgebracht werden. Wir empfehlen zwei Frontlagen und eine Lage auf der Rückseite aus normalem Leinen. Hierzu wird zuerst auf der Rückseite eine Lagen nach dem Einstreichen mit Holzkaltleim durch einen Zahnspachtel 1mm aufgebracht. Der Stoff wird nach dem Auflegen glatt ausgestrichen und bleibt an den Enden überstehen. Daraufhin kann der Schild gedreht werden und die erste Lage der Vorderseite nach der gleichen Methode geklebt werden. Wir empfehlen an dieser Stelle die Vorder- und Rücklage trocknen zu lassen. Nach dem Trocknen werden die Ränder mit einem Cutter bündig abgeschnitten. Die vordere Lage kann nun mit der gleichen Methode aufgebracht werden. Um die Ränder des Rohling abzudecken kann diese Lage Stoff um den Rand herumgeklebt werden. Damit kann der Rohling vor dem Einfluß des später aufzubringenden Rohhautrandes geschützt werden. Zum Herumkleben wird nach dem Auflegen und dem Glattstreichen der Frontlage aus Leinen der Randbereich mit Leim eingestrichen werden. Die Frontlage aus Leinen wird Hochkant aufgestellt und kann nun mit einer Cutterklinge auf 1cm gekürzt werden. Hierzu empfielt es sich eine Klinge auf ein Holzstück entsprechender Stärke zu kleben (Verletzungsgefahr!). Das nun überstehende Leinen kann nun eingeleimt und auf der Rückseite des Schilde glattgestrichen werden. Der Rohling muß nun trocknen. Wir emfehlen, den Schild mindestens 24h trocknen zu lassen.

Die Bespannung eine Rundschildes unterscheidet sich an dieser Stelle ein wenig vom Bespannen der anderen Schilde. Für die Öffnung in der Mitte wird ein schräger, 5cm breiter Streifen aus dem übrigem Rand geschnitten. Wichtig dabei ist den Stoff in einem Winkel von etwa 45° zum Fadenverlauf zu schneiden. Dadurch wird erreicht, daß sich dieser Streifen in die innere Öffnung gelegt und gleichzeitig beidseitig glatt aufgeleimt werden kann.

Grundieren des Schildes

Der Schild sollte nun weiß grundiert werden. Das Leinen ist sehr saugstark. Für einen Schild werden eine 750ml Dose weißer Farbe benötigt. Es hat sich gezeigt, daß die erste Schicht Farbe mit einer 50% Verdünnung gestrichen werden kann. Beachten Sie hierzu die Verarbeitungshinweise des Herstellers der Farbe. Lassen Sie unbeding diese erste Schicht richtig trocknen, befor Sie die zweite Lage Farbe unverdünnt auftragen. Diese Art und Weise des Farbauftrages ist historisch nicht belegt. Für eine detailierte Beschreibung des Farbauftrages nach historischem Vorbild empfehlen wir „Das Mittelalterliche Reiterschild“ von Jan Kohmorgen.

Bohren des Schildrandes

Nach dem Trocknen der Farbe können die Bohrungen mit einem 3mm oder 3,5mm Bohrer für den Schildrand gebohrt werden. Mit Hilfe eines Streichmaßes kann am Rand umlaufend die Markierung für die Nagelreihe markiert werden. Beginnend an der Spitze des Schildes mit einem Abstand von ca. 4cm die Markierungen für die Nägel gesetzt werden. Um die Masse des Schilde eventuell zu reduzieren, kann der Abstand vergrößert werden und damit die Anzahl der verwendeten Nägel verkleinert werden.

Wenn man die Borungen mit einem Durchmesser von 2mm in einem 1mm Abstand bohrt, kann der Schildrand auch mit einer Schusternaht (Nähen mit zwei Nadeln oder Borsten) angenäht werden.

Aufbringen des Rohhautrandes

Der Schildrand wird zuerst mindestens eine Stunde in Wasser eingeweicht. Dadurch wird dieser wieder so weich und dehnbar wie eine lebende Haut. Sie weist auch die gleiche Elastizität auf. Ein einfaches Durchstechen mit den Stumpfen Nägeln ist nicht ohne weiteres möglich. Begonnen wird beim Belegen mit Rohaut beim Reiterschild an der unteren Spitze. Bitte zwei Löcher vor der Spitze den Rohhautstreifen anlegen und mit einem Nagel fixieren. Damit sich der Nagel durchstecken läßt, ist es notwendig die Rohhaut mit einer Ahle vorzustechen. Der Nagel kan daraufhin komplett durchgeschlagen werden.

Nachdem einige Nägel, unsere Empfehlung sind 20 Stück, wird die Spitze von ca. 1cm Länge mit einer Zange rechtwinklig umgebogen und mit nach dem Unterlegen einer geeignten Unterlage komplett umgebogen und in den Schild eingeschlagen. Am besten von einer zweiten Person helfen lassen. Als geeignete Unterlage hat sich ein 2,5kg Fäustel bewährt. Beim Zusammensetzen des Randes bitte darauf achten, daß die Übergänge „von oben glatt sind“, daß also stets der obere über den Unteren Schildrand genagelt wird. Damit wird verhindert, daß das Schwert des Gegners hier hängenbleibt.

Der Schildrand kann an Abstehenden Stellen noch mit Klammern fixiert werden und sollte mindestens 24 Stunden trocknen. Wenn eine Bemahlung des Schildrandes gewünscht ist, muß der Rand vollständig durchtrocknet sein.

Aufbringen des Unterarmpolsters beim Reiter- und Infanterieschild.

Die Bohrungen für ein Reiter- oder Infanterieschild richten sich nach dem Unterarmpolster aus. Daher wird das Unterarmpolster zuerst gefertigt. Hierzu werden zuerst die Filzpolster mit Leinengarn fixiert. Falls ein Polster größer ist als die anderen, so ist dieses Polster das oberste. Di Kante legt sich damit im eingebautem Zustand über das restliche Paket und die Konturen zeichnen sich damit nicht durch das Leder durch.

Zur Positionierung des Polsters bitte den Schild senkrecht auf einen Stuhl stellen und kniend die Position des Unterarms anhalten. Bitte immer daran denken, daß der Schild am Ende ein Gewicht von 5 bis 10kg haben kann. Den Arm also nicht Waagerecht anhalten sondern mit angewinkeltem Arm. Den Schildarm am besten anwinkeln und den Schild in der entsprechenden Höhe positionieren. Bitte auch darauf achten, daß der Unterarm mittig vor dem Schild ist. Das Polster beginnt hinter der Faust und endet am Ellenbogen. Sollten Leder und Polster zu kurz sein. (Eventuell bei langen Unterarmen) kann das Polster einfach in der Mitte getrennt werden und die Faust und den Ellenbogen abzupolstern. Die Lage der Polster zur weiteren Fertigung aufzeichnen.

Da wir einen „praktischen“ Mittelalterschild bauen wollen, wird empfohlen, sowohl Polster als auch Leder mit eine Kraftkleber aufzukleben. Der Kraftkleber wird beidseitig aufgetragen und nach(!) dem Trocknen werden die Polster auf den Schild geklebt. Die Eigenschft des Kraftklebers ist, daß er durch Krafteinwirkung gefestigt wird. Die gleiche Verfahrensweise gilt beim Aufbringen des Leders. Anschließend kann das Leder mit kleinen Drahtstiften (1,2x10mm) zur Zierde genagelt werden. Zudem wird durch die Hammerschläge der Kraftkleber aktiviert.

Nähen der Schildfesseln

Die Schlaufen für die Schnallen werden von Hand genäht. Hierzu werden Ahlen, Borsten und vorzugsweise gewachster Leinenzwirn verwendet. Alternativ kann auch ein Spitzer Nagel, Sternchenzwirn und Nadeln verwendet werden. Das Loch für den Dorn der Schnalle wird mit einer Lochpfeife oder einer Lochzange mittig und 5cm vom Rand eingepresst. Das wichtigste beim Nähen von Riemen is die Verwendung von Wasser. Was das Feuer für den Schmied, ist das Wasser für den Schuster! Das zu nähende Ende im Wasser einweichen und aufdem 5cm Ende die Konturen der Naht mit der Nadel anreißen. Die Löcher vorstechen und anschließend mit der Schusternaht vernähen. Benötigt werden zwei Stück genähte Riemen mit Schnalle und ein Riemen mit Schlaufe benötigt.

Vernieten der Schildfesseln des Reiter- oder Infanterieschildes

Als erstes werden die gekreuzten Riemen an der Faust vorgebohrt und vernietet. Die Riemen sollten sich in der mitte der Faust kreuzen. Somit hat man die optimale Gewalt über das Schild in alle Richtungen. Der Schild kann damit auch bei entsprechendem Training als Offensivwaffe eingesetzt werden.

Zur Vorbereitung der Befestigung werden die riemen an den Enden gelocht. Die Lochung sollte gleichmäßig von den Enden entfernt sein. Bei einem 3cm breiten Riemen ist dies Mittig und 1,5cm vom Ende entfernt. Ebenso werden einzelne Lederstreifen von 2,5cmx5cm für die Abdeckung der Nägel benötigt. Die kleinen Lederstreifen benötigen ein Loch, daß sich mittig und 1cm vom Ende entfernt.

Das Befestigen der Riemen erfolgt nach folgendem Schema. Der Nagel wird durch die Bohrung gesteckt. Auf den Nangel wird das kleine Stück Leder auf den Nagel mit der Außenseite des Leders nach untern gesteckt. Auf den Nagel wird der Riemen gesteckt, nun folgt die rechteckige Unterlegscheibe. Der Nagel kann nun gekürzt und vernietet werden. Zum kürzem den Nagel mit einem Seitenschneider in ca. 1cm Länge gekürzt werden. Mit Hilfe eines Hammers und dem Fäustel zum Unterlegen kann die Niete flach getrieben werden. Das kleine Lederstück wird nun über die Niete gelegt und wird so mit Drahtstiften festgenagelt. Es besteht somit kein Verletzungsrisiko durch die Niete mehr.

In gleicher Weise erfolgt die Positionierung und Befestigung des Riemens für den Unterarm. Der obere rechte Punkt des Trageriemens muß ca. 7cm (besser 10cm) vom Rand des Schildes entfernt sein. Ist dieser Punkt zu dicht am Rand, kann beim Kampf gegen Äxte die Axt hier hängenbleiben und daß Schild heruntergerissen werden. Ist der Riemen weit genug entfernt, gleitet die Axt über die Kante ab.

Vernieten der Schildfessel eine Rundschildes oder Bucklers

Bei dem Anbringen der Schildfessel ist es wichtig zuerst die Fessel vorzubohren. Anschließend werden die Bohrungen der Fessel auf das Schild übertragen. Die nägel werden von der Vorderseite aus eingeschlagen. Die durchstehenden Enden werden auf der Rückseite ca. 1cm um 90° abgewinkelt und zur Fessel hin gebogen. An der Stelle, an der die Spitze die Fessel berühren, sollte forgebohrt werden und anschließend wird der Nagel bündig in der Fessel versenkt. Die Nägel müssen unbedingt versetzt eingeschlagen werden. Bei Ausrichtung in einer Linie kann die Fessel reißen oder platzen.

Im Anschluß kann nach der gleichen Methode der Schildbuckel befestigt werden.

Bemalen des Schildes

Nun kann der Schild bemalt werden. Der Handel bietet ein breite Palette verschidener Farben auf Alkydharz- oder Acrylbasis zur Bemalung an. Es sollte darauf geachtet werden, daß die Farbe schlagzäh austrocknet.

Die Bemalung der Schilde erfolgte im Auftrag der Kunden.

Bilder von unseren Kunden

An dieser Stelle präsentieren wir einige Bilder von Schilden unserer Kunden.